King Hannah – Big Swimmer – Brilliant Album – 2024

Review zu King Hannah – Big Swimmer – Album – City Slang – 2024
Facts
King Hannah - Big Swimmer

Artist: King Hannah
Country of Origin: UK, Liverpool
Title: Big Swimmer
Format: Album, Stream, Download, Vinyl
Genre: Alternative, Indie
Label: City Slang
Release Date: 31. Mai 2024
11 Tracks • 49m 44s

Hi-res 42

At qobuz available in Hi-res
24 Bits / 96 kHz – Stereo

US

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Am 31. Mai 2024 haben King Hannah aus Liverpool, UK, die Band von Hannah Merrick und Craig Whittle, ihr neues Album „Big Swimmer“ bei City Slang veröffentlicht. Das Album ist bei allen bekannten Streaming- und Download-Plattformen erhältlich.

Review

Der Titelsong und Opener des Albums, „Big Swimmer“, war der letzte Song, den die Band geschrieben hat, bevor sie ins Studio gegangen ist, um das neue Album aufzunehmen. Hannah Merricks Stimme klingt mutig, als würde sie den gleichen Geist wie in „Free Man In Paris“ von Joni Mitchell oder in „Andromeda“ der amerikanischen Indie-Folkmusikerin Weyes Blood verkörpern.

Auch Craig Whittle ist mit seiner Gitarre anspruchsvoll und spielt Melodien, die wie ein Ruder durch die blaue Strömung tiefen Wassers schneiden.

„Big Swimmer“ ist einer von zwei Titeln auf dem Album, in denen die US-amerikanische Sängerin und Songwriterin Sharon Van Etten die Vocals übernimmt. Die Band kam mit Van Etten in Kontakt, als diese über King Hannahs fantastische Debütsingle „Crème Brûlée“ geschrieben hat.

Van Ettens Hannahs Stimme gehen eine tolle Symbiose ein, wie zwei Nebenflüsse, die parallel zueinander fließen, um schließlich etwas viel Größeres auf den Weg zu bringen. Dass eine von ihnen verehrte Heldin die Musik der aufstrebenden Band unterstützt und fördert, hat das Craig und Hannah sehr bewegt, vor allem, weil sie auf dem Album bei einem Song zu hören ist, der das Gleichgewicht verkörpert, das man braucht, wenn man kreative Visionen verfolgt.

„Ich glaube, Sharon weiß noch, wie es ist, ein neuer Künstler zu sein“, sagt Craig Whittle über Sharon Van Etten, die der jungen Band ihre Talente zur Verfügung stellt. „Sie hat uns dazu gebracht, darüber nachzudenken, wie wir uns in der Welt bewegen und wie wir Menschen behandeln. Sharon’s Großzügigkeit und Unterstützung unterstreichen die Aufforderung in „Big Swimmer“, immer wieder zu den Gewässern zu schwimmen, die nach dir rufen.

King Hannah waren total überrascht, als sie auf ihrer ersten Tour durch die USA erfuhren, wo sie mit ihrem Debütalbum überall gewesen waren. Hannah Merrick und Craig Whittle, die Masterminds hinter dem Liverpooler Indie-Rock-Duo King Hannah, befanden sich mitten in der südwestlichen Wüste New Mexicos und an anderen Locations, die sie bisher nur aus Film und Fernsehen kannten.

Ihre Hartnäckigkeit und ihr Mut, ihrer sorgfältig geplanten Vision entgegenzuschwimmen, hatten sie kopfüber in die Landschaft von Butch Cassidy und Sundance Kid, Badlands oder einer der zahlreichen staubtrockenen US-amerikanischen True-Crime-TV-Serien gebracht.

Der Aufenthalt an einem neuen Ort hat ihnen die Augen geöffnet für alltägliche Ereignisse, die sie vielleicht ignoriert hätten, wenn sie in ihrer Heimat Liverpool passiert wären. Ein Großteil des zweiten Albums der Band, „Big Swimmer“, handelt von Geschichten während ihrer Reisen, die das Duo auf die Festival- und Club-Bühnen in Europa und Nordamerika zusammen mit Kurt Vile, Kevin Morby und Thurston Moore führte.

Vor allem in den USA konnten Merrick und Whittle durch das Fenster ihres Tourbusses auf die vorbeifahrenden Reisekulissen blicken und sich dabei wie auf einer Art Projektionsfläche fühlen, die ihren musikalischen Geschichten ein Gesicht verleihen hatten.

King Hannah
King Hannah, © Katie Silvester

„Wenn du ein anderes Land besuchst, ist es eher so, als würdest du das Leben von jemand anderem miterleben“, sagt Merrick über die Erfahrungen der Band auf der Tour durch die Staaten. Die Band erlebte auf der Tour eine Menge: Sie hatte Spaß, aber auch Schrecken und sonstige Alltagsvorkommnisse. Und das alles vor dem Hintergrund, dass ihr Traum, ihre Lieder auf der ganzen Welt spielen zu können, endlich wahr zu werden schien.

Trotz aller Gegensätze in den alltäglichen Ereignissen ist dies zugleich die Inspiration für die musikalische Ausgewogenheit der beiden. Sie verstehen jede Veröffentlichung als individuelles Projekt und die Songs immer als Zeugnis ihres gerade gemeinsam durchlebten Zeitstrangs. Die brennenden Gitarren von Craig und Hannah überlagern die rauchig sehnenden Erzählungen und unterstreichen perfekt das Yin und Yang ihres Songwriting-Könnens.

„Ich habe gemerkt, dass wir unterschiedlich schreiben. Mich treibt die Wut an und Craig eher die Romantik“, bemerkt Hannah und wendet sich dann an Craig: „Textlich schreibst du wirklich schöne, reizende Dinge, und es sind wirklich fesselnde Bilder. Ich schreibe ziemlich harte Sachen, die vielleicht eher verstörend oder schwierig sind.“
„Du schreibst auch schöne Sachen!“, erwidert Craig.

„Big Swimmer“ ist voll mit Verweisen auf ihre musikalischen Vorbilder, die das Album mit ihrem Einfluss wesentlich mitgestaltet haben. Es sind Künstler, für die Hannah und Craig eine gemeinsame Vorliebe haben und viele feine Sounddetails beigesteuert haben. Trotzdem ist es der typische Sound von King Hannah, den man hier hört.

Die Art und Weise, wie beiden die Welt vom ihrem Mini-Van aus sehen, in dem sie unterwegs sind, ist auch durch ihren unersättlichen Appetit auf Film und TV-Shows beeinflusst. „Scully“ ist eine klare Anspielung auf das stundenlange Binge-Watching der X-Akten. „This Wasn’t Intentional“ ist ein weiterer Song mit Background-Vocals von Sharon Van Etten. Der Song ist von dem 2022er Movie „Aftersun“ inspiriert und betrachtet die Perspektive des Kindes in der Düsterheit des Films.

„Davey Says“ erinnert an eine stampfende Coming-of-Age-Blüte, die aus dem Schnittraum von „My Own Private Idaho“ oder „Rushmore“ kommt. Die Unbeschwertheit des Songs erinnert an die „You can do anything“-Mentalität, die die gesamte Produktion prägt.

Um die Energie der Live-Shows ihrer Debüt-Tourneen einzufangen, haben Sich King Hannah an den Produzenten und Toningenieur Ali Chant (Aldous Harding, PJ Harvey, Perfume Genius) gewandt.

Das Ein-Zimmer-Studio des Produzenten, in dem sich die Gitarrenverstärker sogar im Badezimmer stapelten, fühlte sich wie ein Zuhause an. Es war wichtig, die Songs gleichzeitig live aufzunehmen. Craig Whittle ist total begeistert von den Mikrofonen und sagt, das Ziel war es, das Gefühl zu vermitteln, dass alle gemeinsam in einem Raum spielen.

The Bottom Line

Das Gefühl, den Sound von King Hannah zu hören, ist wie ein Gipfel, wie die Spitze eines hohen Berges, und dort oben nehmen Craig und Hannah ihre Gitarrenverstärker und Mikrofonständer und lassen es fließen, fliegen. Lieder der Freiheit, von der Spitze des magischen Berges.

Und es bringt so viele verrückte Erinnerungen zurück, die im Laufe der Jahre ihre Form verloren haben, Gedanken an Tom Verlane’s Television, Patti Smith, an Ausflüge in die New Yorker Proto-Punk-Szene, an Cat Power, an die Cowboy Junkies … Gedanken,  die wieder wachen werden …

Im Moment ist das alles ziemlich chaotisch. Ich war früher ganz anders, ich hörte Sachen wie das Zeug von King Hannah, seit ich 1990 in meiner Heimatstadt gelangweilt war und in die Großstadt München zog, wo ich die Cowboy Junkies entdeckte und live gesehen habe, die mich bis 2016 musikalisch beeinflussten, danach schlug das Leben mit voller Wucht zu, alles wurde irgendwie anders  … Und da sind King Hannah – Craig und Hannah und sie stellen für mich immer wieder das Gleichgewicht her.

Mit „Big Swimmer“ kehrt „King Hannah“ zu dem alten wiedergefundenen Verständnis für ihren Sound zurück, zu ihren Stärken, ihrer Dankbarkeit und ihrer Vision für die Zukunft der Musik der Band. Dieses Verständnis hat zweifelsohne zu dem tiefen Selbstvertrauen geführt, das in den neuen Songs zu hören ist: Hannahs Stimme erhebt sich, Craigs Gitarre lodert dazwischen. Das Album lässt dir gerne mal die Haare im Nacken stehen, zwischen den manchmal stacheligen und oft ermutigenden Bildern, die es erzählt.

Ich glaube, wir alle können uns beim Hören dieser Musik dabei ertappen, wie wir von einem schimmernden See im Sommer träumen und am liebsten sofort eintauchen würden. King Hannah exsistieren irgendwie in meinem musikalischen Kosmos. Irgendwie sind sie so komplett anders als alles, was ich sonst so mag derzeit – und sie sind mir doch so verdammt vertraut, ohne Hannah und Craig wäre es nie so, wie es jetzt ist. Vergangenheit trifft Zukunft. Und das ist irgendwie ein verdammt gutes Gefühl.

Hier sind ein paar Anspieltipps: „Big Swimmer” ist ein wunderbar klagend leidendes Stück, bei dem keine Gitarre leidender klingt als die von Craig Whittle. Und dann wäre da noch „New York, Let’s Do Nothing”, mit der schier unglaublich wundervollen Stimme von Hannah Merrick, die gerade so daher kommt wie die Großnichte von Iggy Pop. Und noch viel mehr: das fantastische „Suddenly, Your Hand”, mit einer seufzenden Gitarre und ab 4:33 mit tränenden Gitarrenchorussen von Craig, wie sie sich bislang eigentlich nur von Michael Timmins (Cowboy Junkies) gehört habe.
Puuuh, King Hannah, ich sag’s euch: Ihr müsst da reinhören.

Das Album liegt mit 24 Bit / 96 kHz im Hi-res Format vor und klingt über den gesamten Frequenzbereich hinweg exzellent und naturbelassen.

Rating
  • Resolution: 24 Bit / 96 kHz Hi-res
  • Höhen / Treble
  • Mitten / Mids
  • Bass
  • Räumlichkeit / Spaciality
  • Music
5

Overal Rating (max. 5 out of 5 Stars)

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