John Digweed: Quattro II (4 CD’s) – 2021

 John Digweed: Quattro II – Album (2021)

JD QUATTRO II 740John Digweed hat mit „Quattro II“ den zweiten Teil seiner allumfassenden Trendsetter-Zusammenstellung herausgebracht. Quattro I (erschienen im April 2020 )und Quattro II sind (un-)typische Kinder dieser unwirklichen Pandemie-Krisenzeit und überaus anspruchsvoll, was sich auch an dem Umfang des 4-fach Albums mit der gigantischen Laufzeit von 05h 20m ablesen lässt.

Das britische Urgestein John Digweed hat in seiner langjährigen Karriere als DJ, Produzent und Impressario für richtungsweisende britische elektronische Tanzmusik haufenweise Mixe, Remixe, Singles und EP’s herausgebracht, aber ein eigenes Album fehlt allerdings bis heute. Und so ist auch „Quattro II“ keineswegs DIE neue John Digweed, sondern vielmehr so eine Art Various Artist Sampler. John hatte in dieser gespenstigen Lockdown-Welt seine befreundeten DJ- und Produzenten-Kollegen angetriggert und zum Komponieren, Produzieren und Remixen eingeladen. Hierzu stellte er den Kollegen 4 Themenbereiche zur Verfügung, unter denen sie sich verwirklichen sollten:

Quattro II: Disc 1 – SOUNDSCAPE

Cinematische Synthesizer, Ambient-Texturen, Acid-Wobbles, Schallwellen, eindringliche Vocals.

Quattro II Disc 2 – TEMPO

Atmosphärische Breaks, hypnotische Grooves, Indie-Wummern, melodische Vibes, treibender Acid.

Quattro II: Disc 3 – REDUX

Nu-School-Breaks, Feel-Good-House, Future-Grooves, Euro-Chugger.

Quattro II: Disc 4 – JUXTAPOSITION – Robert Babicz

Ein originelles Album mit futuristischer Electronica und Ambient-Texturen.

Wie die Beschreibungen der vier Bereiche schon erahnen lassen, sind die Bereiche 1 (Soundscapes) und 4 (Juxtaposition) ganz schön heavy stuff, was Ihr jetzt jedoch bitte nicht als Herabwertung verstehen sollt. Vielmeher sind Quattro I und Quattro II Ausnahme-Alben, die Ihr nicht so einfach mal im Vorbeigehen re­zi­pie­ren könnt. Die Tracks in den Bereichen 1 und 4 sind gnadenlos gut produziert, verschiedene Klangwelten sind miteinander verwoben, gegen den Strich gekämmt, sodass es eine Weile braucht, bis sich die Tracks dem Hörer geöffnet haben – ganz so, wie es bei einem Ausnahme-Album eben auch der Fall sein sollte. Und somit wird im Laufe der Zeit für den Hörer klar, mit welch einer edlen Kompilation er es mit Quattro II zu tun hat.

Bei Disc 1 (Soundscape), krallt sich vor allem Track 4 „Burn Your Love – Synthapella“ von Hannes Bieger feat. Juan Hansen im Gehörgang für ewigen Zeiten fest. Der Track erinnert etwas an die Sachen, die Underworld im Jahre 2019 mit den fantastischen ähnlich umfangreichen Drift-Series herausgebracht haben.

In Disc 4 geht John Digweed etwas andere Wege und hat hier seinen alten Freund Robert Babicz, Acid-Großmeister aus Köln, über den Kanal gerudert und ihm alle Knöpfe und Elektronik überlassen. Heraus gekommen ist dabei ein fantastisch produziertes großartiges eigentlich komplett eigenständiges Album, bei dem Tracks wie „World of Distance“, „Future City“ und das ambientige „Wonderforest“ wie in futuristische Klangwaben getauchte erratische Blöcke herausragen.

Mit Disc 2 und dem Untertitel „TEMPO – Atmosphärische Breaks, hypnotische Grooves, Indie-Wummern, melodische Vibes, treibender Acid“ nähern wir uns den etwas eingängig tanzbaren Nummern. Aber Vorsicht, auch hier müsst Ihr Euch die einzelnen Tracks Stück für Stück erarbeiten. In Tracks wie „Beautiful Thang“ werdet Ihr von pulsierenden extrem tieffrequenten Strahlungswellen getroffen, die selbst den ehrwürdigen Buckingham Palace in Schutt und Asche legen könnten.

Das Science Dept. setzt mit dem stampfenden „Persuasion“ im Chris Fortier Remix ein markantes permanent vibrierendes Wegzeichen. Aufstrebende neue Sterne am DJ- und Produzenten-Himmel wie beispielsweise Anfisa Letyago können vor diesem Fanal nur in Ehrfurcht verharren, auch wenn Anfisa vom DJ-Papst Carl Cox 50-mal heiliggesprochen worden ist. Vom gleichen Kaliber ist auch der Bedrock-Track „Beautiful Strange“, einer meiner Fav’s auf diesem 4-fach Album. Hört Euch Disc 2 einfach mal an, jeder von Euch wird hier seinen persönlichen Fav und Dancefloor-Knaller ausmachen können.

In Disc 3 – REDUX gibt es mit Nu-School-Breaks, Feel-Good-House, Future-Grooves und Euro-Chugger auch kräfig was auf die Ohren und Tieffrequentes in die Magengrube. Anspiel-Tipps hier: „Sweet Paranoia“ von Dino Lenny, „Exploring Delta Nine“ von den Acid Rockers und das geniale „Space Bass“ vom Mono Electric Orchestra (geiler Name!).

So, und nun macht Euch mal los und holt Euch die Compilation „Quattro II“ von der EDM-Legende John Digweed – und wenn sich „Quattro I“ noch nicht in Eurem Regal befinden sollte, dann kauft diese gleich mit. Ihr erhaltet dann acht Discs randvoll mit geilen EDM-Tracks der verschiedensten Genres ohne Verfallsdatum, gleichsam so was wie Encyclopædia Britannica der zeitgenössischen elektronischen Dance Music.

Und hört Euch unbedingt diesen groovigen Wahnsinn namens „Dance the Blues“ von Dino Lenny an, hört Ihr? Und „Hard“ von Aubrey Fry…. und …. und …. und ….

 

 

Facts:

Quattro II
John Digweed, Robert Babicz
Erschienen bei Bedrock am 5. März 2021
Techno • 48 Tracks • 05h 20m 12s

cd silverBei Qobuz verfügbar in CD Quality 
16-Bit / 44.1 kHz – Stereo


Mein Test-Equiment:

Studio 1:

  • 2 x System Audio SA mantra 50 (front)
  • 1x System Audio SA Mantra 10 AV (center)
  • 2x System Audio SA Legend 5 (Rear)
  • 4 x Onkyo SKH-410 (B) (Dolby Atmos)
  • Auralic Altair (Audio Streaming Client)
  • NVIDIA Shield Pro mit Plex, Kodi, Tidal (Streaming Client)
  • Yamaha CX-A5100 (Preamp)
  • Yamaha MX -A5000 (Power Amp)

Studio 2:

  • Speaker: 2 x KEF LS-50 Wireless II Aktiv
  • DAC: Cambridge DAC Magic Plus
  • Kopfhörerverstärker/Vorverstärker: Auralic Taurus
  • Kopfhörer InEar: Shure SE846 mit ALO MMCX Audio Reference 8 Kabel
  • Kopfhörer OverEar: Audeze EL-8
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